Vorbei an Bleiglasfenstern mit bäuerlichen Figuren im Herzen der Innenstadt Bad Kissingens tritt man durch die alte, gerautete Haustür mit geschnitzten Girlanden und wendet sich nach links in die Stube des jetzigen Restaurants, deren Atmosphäre gleich in die Vergangenheit führt: Dunkler Eichenboden, über der umlaufenden Bank eine hölzerne Wandverkleidung mit Pilastern und eisernen Garderobenhaken, auf dem Gesims Zinnteller, an den Tischen Bugholzstühle. Der ehemalige Ausschank mit dem alten Büffet neben der Türe wird von einer Holzbrüstung mit Ballustrade geschützt. Den Raum bewacht der feine Kachelofen. (…) Erst allmählich ergibt sich aus dem Dunkel der Tabakpatina der Reichtum der Malereien über der Holzverkleidung zu erkennen (…). Durch die Fenster mit der Glasmalerei kann man zwar nicht nach außen blicken, doch dafür auf die schönen Landschaften und Veduten in den Fensterlaibungen. Der Künstler war der Magistratsrat Karl Gayde (1844-1928), er seit 1865 im Ort ein florierendes Malergeschäft betrieb.
Wer eine wunderbar erhaltene historische Weinstube vom Ende des 19. Jahhrunderts erleben will, muss diese hier besuchen.
(Rembrant Fiedler, „Genuss mit Geschichte“ Einkehr in bayerischen Denkmälern- Gasthöfe, Wirtshäuser und Weinstuben, Volk Verlag)